Tabakkäfer - Feind unserer Zigarren

Tabakkäfer - Feind unserer Zigarren

Als Zigarrengeniesser:in hast du sicher auch schon mal vom Tabakkäfer gehört oder ihn, respektive seine Schäden, sogar schon mal zu Gesicht bekommen. In diesem Blogbeitrag gehe ich etwas weiter auf die einzelnen Details ein, schreibe über die Lebensweise des Tabakkäfers, dessen verschiedenen Lebenszyklen und vor allem, auf was du achten solltest, wenn es um deine Zigarren geht. 


Merkmale des Tabakkäfer


Tabakkäfer, lat. Lasioderma serricorne, sind dunkelbraune, 2-3mm lange Käfer mit ovalem, glatten Körper. Genau betrachtet sind unter dem Rückenschild feine Flügel zu sehen, diese nutzt der Käfer, um sich fortzubewegen und einen neuen Unterschlupf zu suchen. In aller Regel lieben diese Tabakkäfer eine schön warme, feuchte, dunkle und ruhige Umgebung, ganz so wie es in unseren Humidoren zu Hause eben ist. Da der Tabakkäfer an sich nicht in der freien Natur heimisch ist und draussen in unseren Breitengraden den Winter nicht überlebt, findest du den Käfer also meist (aber nicht ausschliesslich) an Orten, wo Tabak gelagert wird. Der Tabakkäfer gehört zu den sogenannten Vorratsschädlingen und beschafft sich seine Nahrung durch Nagen. Die Entwicklung des Käfers führt vom Ei zur Larve, dann zur Verpuppung, zum Käfer und schlussendlich wieder zur Eiablage nach der Paarung. 

Wie lange dieser Entwicklungszyklus beim Tabakkäfer dauert, ist stark abhängig von der Temperatur. Bei 25°C dauert der ganze Zyklus beispielsweise rund 2 Monate, bei über 30°C dauert die Entwicklung vom Ei bis zum ausgewachsenen Käfer gerade mal 3 Wochen. 


Der Käfer an sich ist eigentlich nicht der grösste Feind von uns Zigarrenliebhaber:innen, klar wollen wir die Vermehrung und Verbreitung verhindern, vielmehr macht uns aber die Larve zu schaffen. 

 

Tabakkäfer Stadien Tabakkäfer Stadien

Tabakkäfer, unten als Larve, Mitte und oben ausgewachsen rund 2mm lang

Tabakkäfer Loch Zigarre Tabakkäfer Loch Zigarre

Frass einer Larve, direkt durch das Deckblatt der Zigarre gefressen

Tabakkäfer Frass Zigarre Tabakkäfer Frass Zigarre

Mehrere Frassstellen von Larven, oberflächlich am Deckblatt

Tabakkäfer Kotspuren Tabakkäfer Kotspuren

Feine Krümel, gemischt aus Tabakresten und Kot der Käfer-Larve

 

Wie erkennst du Tabakkäferbefall


Einerseits kann dir beim Öffnen des Humidors dieser kleine braune Käfer entgegenlaufen oder fliegen, viel wahrscheinlicher ist aber die Tatsache, dass du ein schön rundes Loch an deinen Zigarren entdeckst. Die Larve des Tabakkäfers schlüpft wie oben beschrieben aus den im Tabak abgelegten Eiern und frisst sich dann, um schön satt zu werden und einen guten Ort für die Verpuppung zu finden, einmal queer durch die Zigarre(n). Sichtbar wird da meist am Deckblatt, da das Fussende bei den meisten Zigarren offen ist, wird dort kein Loch erkannt, die Larven fressen sich aber natürlich auch dort aus dem Tabak. Liegt eine Zigarre nebendran, kommt es oft vor, dass die Larve sich bei der einen Zigarre raus frisst und bei der nächsten gleich wieder rein, da sind also zwei Löcher von derselben Larve zu finden. Sind die Zigarren in Cellophan verpackt, kannst du beobachten, dass die Larve sich im Cellophan selbst an der Oberfläche der Zigarre entlang frisst. Ich nehme an, das Cello wird als nicht so schmackhaft bemerkt und die Larve frisst sich dann weiter am Deckblatt entlang. Selbstverständlich ist das Cellophan der Zigarren das kleinste Hindernis, auch dort findest du meistens Löcher von Larven, die sich durchgefressen haben. Zu den Löchern wirst du im Humidor ganz feine Krümel entdecken, auf den ersten Blick sieht das aus wie Kaffeesatz, ist aber merklich feiner und ist am Ende der Kot der Larven. 

 


Woher stammt der Tabakkäfer auf meinen Zigarren


Wie oben erwähnt, wird der Tabakkäfer nicht einfach durch das Öffnen deines Humidors einen Weg in die heiligen Hallen deiner Zigarren finden. Nein, der Ursprung selbst ist in allen Fällen schon mit in deinem Humidor, nämlich in den Zigarren. Der Tabakkäfer legt seine Eier entweder gleich direkt auf Tabakblätter oder an Orte, wo sich Unmengen an Tabak befinden. Grundsätzlich legen Insekten ihre möglichen Nachkommen immer nur dort hin, wo nach dem Schlüpfen gleich Nahrung gefunden wird. Dass der Tabakkäfer das also nicht erst bei dir zu Hause macht, liegt auf der Hand. Ebenfalls passiert dies im Normalfall auch nicht auf dem Tabakfeld oder in den Trockenschuppen, sondern erst an Orten wo Tabak gelagert oder verarbeitet wird. Tabak, der vor der Fermentation befallen oder mit Eiablage versehen wird, birgt in aller Regel kein grosses Risiko, da bei der Fermentation mit Temperaturen von etwa 40-60 Grad gearbeitet wird. Da Eiweiss bei rund 42° C gerinnt, werden also Eier, Larven und ganze Käfer (sofern sich diese nicht wegbewegen) ganz einfach abgetötet. 


Die Eier finden den Weg in deine Zigarren, also im Innern der Fabrik, zum Beispiel wenn Reste und Krümel monatelang auf den Rollertischen liegen, die Böden schlecht gewischt werden und Abfall nicht regelmässig geleert wird. Gerade grosse Manufakturen, die auch Ihre eigenen Tabaklager besitzen, sollten eigentlich klare Hygienekonzepte haben und ein sogenanntes Monitoring im Bereich des Tabakkäfers pflegen. Zigarrenfabriken, die also schon zu Beginn ein Auge auf den Tabakkäfer haben, müssen in aller Regel am Ende weniger Zigarren beim Importeuren und Endkunden auszutauschen und haben weniger Reputationsschäden zu befürchten. Eine moderne Zigarrenfabrik arbeitet räumlich getrennt von Tabaklager und Manufaktur, hat Schleusen zwischen den einzelnen Sektoren, Reinigungspläne, besitzt aufgeräumte Arbeitsplätze, Tische, in denen keine grossen Spalten klaffen, und betreibt kontinuierlich ein Monitoring, um einen Käferbefall umgehend feststellen zu können. 


Prävention im Zigarren Handel


Für die Schweiz haben wir im Normalfall einen Generalimporteuren für eine jeweilige Zigarrenmarke. Dieser übernimmt in erster Instanz die Qualitätskontrolle und kümmert sich auch um etwaige Nachweise, dass die Zigarren eben Eier, Larven und Tabakkäfer frei sein sollten. Für die USA gibt es teilweise schon Zertifikate, die seitens Importeuren von den Manufakturen angefordert werden, die einen Nachweis darstellen, was alles genau unternommen wurde, dass die Zigarren schädlingsfrei sind. In der Schweiz kennen wir solche Nachweise und Zertifikate noch nicht, unsere Importeure unterstützen und kontrollieren aber in vielen Fällen, wie in den Manufakturen gearbeitet wird. Zudem melden die Manufakturen den Lieferanten, ob die Zigarren “gefrostet” oder “fumigiert” wurden. Nebst der vorher genannten Wärme ist Kälte ebenso ein effektives Vorgehen, um alle Stadien des Tabakkäfers abzutöten. Insektizide zum Sprühen eigenen sich in aller Regel nicht, denn wir möchten den Tabak grundsätzlich gerne noch geniessen, ohne dass wir uns Pestizide zuführen und gleich vom Stuhl fallen. 


Die Zigarren werden vor dem Versand in die Schweiz also in den meisten Fällen ganz einfach tiefgefroren. Grundsätzlich sollte das Einfrieren schnell vonstattengehen, zu langsames Vorgehen zieht eine Wasserbildung nach sich und hinterlässt unschöne Spuren an den Zigarren. Wichtig hierbei ist aber am Ende aber, dass die Manufakturen auch die Temperaturen in der Mitte der Paletten oder einzelnen Pakete überwachen. Einfach eine Palette in einen alten LKW Anhänger mit Frostfunktion zu schieben und dann für nur 8h dort drin zu lassen, bringt mehr Schaden als nutzen. Genau aus diesem Grund frosten viele Schweizer Zigarrenimporteure die Zigarren bei der Ankunft in die Schweiz nochmals, doppelt hält eben besser, auch wenn die Zigarrenqualität darunter leiden kann. 


Das oft gehörte “fumigieren” beschreibt den Vorgang des Begasen. Vorteil von einer Behandlung mittels Gas ist, dass ebenfalls alle Stadien des Tabakkäfers erreicht und abgetötet werden. Würde ein Sprühmitttel angewendet werden, träfe dies lediglich die ausgewachsenen Insekten. Puppen, Larven und Eier werden von chemischen Kontakt Bekämpfungsmittel niemals erfolgreich vernichtet. Um also Zigarren zu begasen, werden die Zigarren meist in einem Container ausserhalb der Manufaktur verstaut, mit Brommethan versehen, die Türen verschlossen, fertig. Hoch effektiv, aber auch für Menschen sehr gefährlich. 


Sind die Zigarren also einmal in der Schweiz, liegt es am jeweiligen Importeuren oder an uns als Fachhändler dafür zu sorgen, dass wir einem allfälligen Tabakkäfer, resp. dessen Larve keine Voraussetzungen bieten, in denen er sich wohlfühlt. Genau aus diesem Grund vertrauen wir auf langjährige Partnerschaften mit unseren Lieferanten, kennen dessen Vorgehensweisen bezüglich Prävention und prüfen am Ende selbst mit einem internen Monitoring, ob da noch was lebt. Die Wareneingangskontrolle legt hierfür den Grundstein, gefolgt von der Tatsache, dass wir in unserem grossen Humidor die Kisten beispielsweise extra geschlossen lagern, um zu verhindern, dass sich der Käfer fort bewegt. Der Tabakkäfer und die Larve fressen und nagen sich zwar durch das feine Cellophan der Zigarren, verschlossene Holzkisten sind dann aber doch ein zu grosses Hindernis bevor sein natürliches Lebensende eintritt. Die Temperatur im Humidor spielt ebenfalls eine grosse Rolle: Liegt die Temperatur bei 18°C entwickelt sich ein möglicher Tabakkäferbefall weitaus weniger schnell als bei warmen 28°C. Die Larve selbst stellt Ihre Entwicklung bei weniger als 20°C weitgehend ein. Aus diesem Grund versuchen wir die Temperatur in unserem Humidor in Regensdorf so kühl wie möglich zu halten und nutzen im Sommer ein eigenes Erdregister zur Gewinnung von Kälte, um unsere gesamte Luft im Betrieb konstant zu kühlen. 

 

Zigarren aus dem Urlaub als Quelle 


Wenn du plötzlich in einem Humidor Löcher auf den Zigarren entdeckst, stammt das meist nicht von Zigarren aus dem Fachhandel. Wie du gelesen hast, werden da etliche Hebel in Bewegung gesetzt, damit es nicht dazu kommt. Wenn du also von Freunden zu Weihnachten eine Kiste Zigarren erhältst, die bei einem namhaften Händler in der Schweiz gekauft wurde, scheint mir das Risiko klein zu sein, dass du dir da was Lebendiges in den Humidor holst. 


Viel eher ist das der Fall, wenn du ein Geschenk direkt ab einer der karibischen Inseln bekommst, am besten noch auf Kuba gekaufte Strassenware. Ich rate deshalb immer wieder, dass solche Urlaubsmitbringsel erst mal in den Tiefkühler wandern. Verpacke dazu die Zigarren am besten gleich in der Kiste in einem Plastikbeutel, satt eingerollt, mit so wenig Luft wie möglich. Danach legst du die Zigarrenkiste am besten ganz alleine in eine der Schubladen in deinem Tiefkühler und holst die erst nach 5-7 Tagen wieder da raus. Am besten ist hier der Weg über den Kühlschrank, gib den Zigarren Zeit und Ruhe, so bildet sich kein Kondenswasser. Nach 24h im Kühlschrank gehts dann ab an die frische Luft in deiner Küche, lass die Zigarren noch immer eingewickelt, und leg die Kiste am besten auf ein Kuchengitter, so kommt von unten auch etwas Wärme an die Kiste. 


Tabakkäfer im Humidor bekämpfen


Falls der Fall der Fälle wirklich eintritt, alle Stricke reissen und du in deinem Humidor eines Tages ein Loch in einer deiner Zigarren entdeckst, dann heisst es sofort und vor allem richtig handeln. Die befallene Zigarre kannst du gleich wegwerfen oder umgehend paffen, behalten würde ich die aber in keinem Fall. Der Rest der Zigarren schaust du akribisch an, untersuchst die bis ins letzte Detail und legst alle Zigarren, die keinen Befall aufwiesen, schön sortiert in einen Gefrierbeutel. Und du suchst die Larve oder den Tabakkäfer selbst, nur mit diesem Fund hast du Gewissheit, dass da auch etwas gelebt hat und du nicht einfach bloss eine Zigarre mit einem Loch geliefert bekommen hast. Danach kommen die Zigarren im Beutel in deinen Tiefkühler, nach selbem Schema wie oben. Den Humidor putzt du sauber raus, ein Pinsel und Staubsauger wirken da Wunder. Den Befeuchter wechselst du auch gleich am besten mit aus, nicht dass dieser am Ende als Brutstätte fungiert und du den Vorgang wiederholen musst. Hier gibt es natürlich die Variante der passiven Humidorbefeuchtung oder aber dann elektrisch, sprich aktiver Humidiorbefeuchtung. Behalte auch hier vor Augen, dass Kälte und auch Wärme dir helfen können, deinen Humidor Schädlingsfrei zu kriegen. Hier aber natürlich Vorsicht geboten, denn einen ganzen Tischhumidor in einer Tiefkühltruhe zu verstauen wird kein gutes Ende nehmen, mit dem Humidorbefeuchter kannst du das aber versuchen. Nimmst du einen Föhn zur Hand, um den Innenbereich des Humidors über 50°C zu heizen, solltest du ebenfalls vor Augen haben, dass diese Hitze und die Trockenheit dem Humidor schaden kann. Da musst du also mit viel Fingerspitzengefühl ran. 


Tipps gegen Tabakkäferbefall im Humidor: 


-Kaufe nur im Fachhandel ein. Gütesiegel für Partnerschaften wie zum Beispiel der "Habanos Specialist" oder "Davidoff Depositär" weisen auf einen seriösen Fachhandel hin und lassen dich einfach erkennen, ob du deine Zigarren an einem Ort kaufst, der offizielle Quellen nutzt und zusammenarbeiten Pflegt.
-Urlaubsgeschenke wandern erst mal in den Tiefkühler
-Widme dich deinem Humidor, deinem genussvollen Hobby! Erkennst du den Tabakkäferbefall erst 3 Wochen nach dem Schlüpfen der Larven, ist das weitaus schlimmer, als wenn da erst eine Larve ihr Unwesen treibt und du den Herd gleich nach 2 Tagen entsorgst.

Eine Menge Informationen zu einem derart kleinen Schädling! Ich hoffe, du hast diesen Text während dem Genuss einer deiner Lieblingszigarren gelesen und wirst in Zukunft keinen Kontakt haben mit dem Tabakkäfer. 


Hast du Fragen oder Anregungen zu dem Thema? Lass mich das gerne wissen, schreib einfach eine E-Mail an: [email protected]

 

Zigarrenliebhaber seit über 20 Jahren, Gründer und Inhaber von zigarren-online.ch.